Color Double Exposure – 3 Verfahren im Vergleich
Als Photoshop-Nutzer kennst du das Problem: Du hast einen richtig coolen Bildeffekt im Internet entdeckt und auch gleich ein passendes Tutorial dazu gefunden. Du folgst den Anweisungen – und stellst fest, dass der gewünschte Effekt bei dir nicht funktioniert. Die möglichen Probleme reichen dabei von technischen Schwierigkeiten (fehlende Pinsel, Aktionen die nicht laufen wollen usw.) über unpassendes Ausgangsmaterial (zu hell, nicht genug Kontrast…) bis hin zu ungenügenden Endergebnissen nach Anwendung des Effekts. Also suchst du ein neues Tutorial raus – und hoffst, dass es dieses Mal klappt. Das Ganze kostet Zeit und Nerven, die an anderer Stelle sinnvoller investiert werden könnten.
In diesem Artikel bekommst du deswegen nicht nur einen gängigen Weg zum eigenen Color Double Exposure erklärt, sondern gleich drei. Anhand von zwei grundverschiedenen Bildern wirst du sehen, wie sich der Effekt verhält und die Vor– bzw. Nachteile der verschiedenen Methoden erfahren.
Foto 1 – Low-Key, harte Lichter
Die Ausgangslage
Wir starten unseren Dreifach-Test mit einem sehr dunklen, kontrastreichen Bild. Um Farbverfälschungen zu vermeiden, ist es empfehlenswert das Bild in Graustufen zu konvertieren (Bild > Korrekturen > Sättigung verringern oder STRG+Shift+U). Außerdem wurde der Hintergrund weiter abgedunkelt, sodass er gleichmäßig schwarz ist.
Methode 1 – Ebenen-Mischmodus für Color Double Exposure
Bei dieser Methode werden über eine Ebenenstil-Einstellung die Farbkanäle der jeweiligen Ebenen miteinander verrechnet. Mit einem Doppelklick auf die entsprechende Foto-Ebene gelangst du in das entsprechende Menü. Unter „Erweiterter“ Mischmodus“ in der „Kanäle“ Option wird ein oder mehrere Häkchen (R / G / B) entfernt. Je nachdem ob du einen oder mehrere Kanäle auswählst und welche Kombination du nimmst, verändert sich die Farbmischung. In unserem Fall wollen wir nur den roten Farbkanal (R). Mit einem Klick auf „OK“ – passiert erstmal nichts. Wenn du die Foto-Ebene mit dem eingestellten Ebenenstil allerdings verschiebst, wird der Effekt sichtbar.
Vorteile
- In Sekundenschnelle mit drei Mausklicks umsetzbar – OK, vier 😉
- Variationen können ebenfalls mit wenigen Klicks erzeugt werden
- Nutzer- und anfängerfreundlich (keine zusätzlichen Einstellungen oder Korrekturen nötig)
Nachteile
- Farbkombinationen sind immer gleich (Rot+Cyan / Grün+Magenta / Gelb+Blau)
- Farbänderung muss nachträglich manuell gemacht werden
>>Risiko der Farbverfälschung, falls ein bestimmter Farbton gewünscht ist
Methode 2 – Verlaufsumsetzung für Color Double Exposure
Die zweite Möglichkeit ist eine Verlaufsumsetzung. Um die Einstellungen der Verläufe wenn nötig nachträglich bearbeiten zu können, füge diese am Besten als Einstellungsebene oberhalb der jeweiligen Foto-Ebene ein (Klick auf den schwarz-weißen Kreis im unteren Bereich des Ebenen-Fensters > Verlaufsumsetzung…) Um die Optik zuverlässig mit Methode 1 vergleichen zu können, wird hier 100% Rot (#FF0000) resp. 100% Cyan (#00FFFF) – in beiden Fällen als Verlauf von Schwarz (links) zu Farbe (rechts) – benutzt. Vergiss nicht, die Verlaufsebenen als Schnittmaske auf die jeweils darunterliegenden Foto-Ebenen anzuwenden! Die obere Foto-Ebene muss zudem auf „Aufhellen“ umgestellt werden, damit sich die beiden Foto-Ebenen ineinander überblenden.
Vorteile
- Farbtöne durch Farbwert-Prozente und HEX-Farbcode individuell anpassbar
- Jeder Verlauf lässt sich mit beliebig vielen Farben gestalten
Nachteile
- Mehrere Arbeitsschritte an verschiedenen Ebenen nötig (im Gegensatz zu Methode 1)
- Korrektes Handling der Verlaufseinstellungen verlangt Ausprobieren und Übung
Methode 3 – Farbkanal-Maskierung für Color Double Exposure
Bei diesem Verfahren werden Farbfläche-Einstellungsebenen mit Ebenen-Masken benutzt. Das Besondere an dieser Methode ist, dass zur Masken-Erstellung die Farbkanäle zu Hilfe genommen werden. Gehe ins Kanäle-Fenster und klicke mit gehaltener CTRL-Taste auf einen der Kanäle (Rot / Grün / Blau). Weil es ein Graustufen-Foto ist, spielt es keine Rolle welchen du anklickst. Auf diese Weise wird die Auswahl der Kontraste aus dem Bild geladen. Gehe dieser aktiven Auswahl zurück in die Ebenen-Palette und füge eine Farbfläche-Einstellungsebene ein (Klick auf den schwarz-weißen Kreis im unteren Bereich des Ebenen-Fensters > Farbfläche…) und stelle die Farbe ein (100% Rot / #FF0000). Für die zweite Farbe (100% Cyan / #00FFFF) wird die soeben erstelle Farbfläche-Ebene kopiert und der Farbton geändert. Anschließend kannst du die Ebene spiegeln und verschieben – fertig!
Hinweis
Bei dieser Methode muss bei hellen Bildern für ein „natürliches“ Resultat die erstellte Ebenen-Maske invertiert werden, sodass nur die dunklen Bereiche des Fotos sichtbar bleiben.
Vorteile
- Keine Abhängigkeit von der Foto-Ebene (Effekt funktioniert auch, wenn die Fotos gelöscht werden)
>> kein Ebenen-Chaos, kleinerer Speicherbedarf - Auswahl aus den Farbkanälen kann für jede Art von maskierbaren Ebenen benutzt werden
Nachteile
- Farbkanal-Masken sind ggf. unbrauchbar, wenn Helligkeits-Unterschiede zu schwach sind
- Effekt verhält sich bei hellen Bildern anders (Maske muss invertiert werden)
- Für Photoshop-Neulinge eher ungeeignet, weil für die korrekte Anwendung weiterführendes Wissen und Erfahrung benötigt wird
Im Direktvergleich der dunklen Color Double Exposure Varianten siehst du, dass die Endergebnisse kaum voneinander zu unterscheiden sind – lediglich bei der Farbkanal-Maskierung bemerkt man bei genauem Hinsehen, dass die cyanfarbenen Bereiche stellenweise die roten komplett überdecken (z.B. bei den Armen in der Mitte) statt sich zu vermischen.
Foto 2 – High-Key, weiche Lichter
Ausgangslage
Hier kommen zwei unterschiedliche Bilder zum Einsatz – das ist lediglich dem Wunsch nach einer interessanteren Komposition geschuldet, für den Effekt ist das egal. Um trotzdem einen Direktvergleich mit dem dunklen Foto zu gewährleisten, sind die Fotos dem gleichen Shooting entnommen. So ist sichergestellt, dass Lichtsituation, Hintergrund und Farbkontraste jeweils gleich sind. Auch hier wird das Material in Graustufen konvertiert.
Die Vorgehensweise gestaltet sich gleich wie bei dem dunklen Foto – außer bei Methode 3, wo die Maskierung wie beschrieben invertiert werden muss. Wie die finalen Bilder nach der Anwendung der jeweiligen Methoden aussehen, siehst du unten. Die Ergebnisse sind auch hier durchaus vergleichbar, die Unterschiede sind aber viel deutlicher als bei der dunklen Variante.
Insgesamt ist Color Double Exposure also durchaus ein Effekt, der sich auf verschiedene Arten von Bildern einsetzen lässt – mit allen drei Methoden. Mein persönlicher Favorit ist die Verlaufsumsetzung, weil sie einfach in der Anwendung ist und sich individuell anpassen lässt. Aber probiere doch einfach die verschiedenen Verfahren aus und entscheide selbst, mit welcher du am Besten klar kommst. Als Inspiration findest du unten einige Varianten, die mit den gezeigten Vorgehensweisen erstellt wurden.
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